Die Menschen zahlen die Rechnung für den Krieg


Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine spricht Papst Franziskus sich unentwegt dafür aus, ihn zu stoppen, die Waffen niederzulegen und in Verhandlungen einzutreten. Bereits am Tag nach dem russischen Einmarsch besuchte er in einem ungewöhnlichen Schritt die russische Botschaft im Vatikan, um dieses Anliegen vorzubringen. Botschafter werden üblicherweise einbestellt und nicht von den Staatsoberhäuptern besucht – außerdem hatte der Papst aus medizinischen Gründen gerade an demselben Wochenende zwei andere Termine abgesagt.
Ebenso ungewöhnlich war eine Twitternachricht am folgenden Tag, die im Namen des Papstes den Krieg in zehn Sprachen verurteilte, unter anderem auf Russisch und Ukrainisch: „Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation.“ – ein Zitat aus Fratelli Tutti.
Seither wird der Papst nicht müde, öffentlich den Krieg zu verurteilen, für das Schweigen der Waffen einzutreten und diplomatisch dafür zu arbeiten. Zwei seiner Kardinäle, den Almosenmeister Konrad Krajewsk und den Verantwortlichen für die menschliche Entwicklung, Michael Czerny, der als Kind selbst Flüchtling gewesen war, sandte er in die Ukraine, nach Polen, Ungarn und in die Slowakei.
In einem Aufsehen erregenden Schritt sprach Franziskus am 16. März per Videokonferenz mit dem russischen Patriarchen Kyrill und verurteilte den russischen Angriff als Krieg, der „niemals der richtige Weg“ sein könne. Während die Kirche früher von einem „Heiligen“ oder „Gerechten Krieg“ gesprochen habe, könne das in der Gegenwart nicht mehr der Fall sein.
Auch in öffentlichen Botschaften macht der Papst deutlich, dass er auf der Seite keiner der kriegsführenden Parteien steht, sondern auf der Seite der Menschen, „die die Rechnung für den Krieg bezahlen“ – wie er auch in seinem Gespräch mit Kyrill zu bedenken gegeben hatte. Zu diesen Menschen gehören auch „die russischen Soldaten und die Menschen, die bombardiert werden und sterben“.
Bereits beim Angelusgebet am 13. März hatte der Papst bekannt: „Mit traurigem Herzen schließe ich mich der Stimme der einfachen Menschen an, die ein Ende des Krieges ersehnen. Im Namen Gottes, man höre auf den Schrei der Leidenden … Im Namen Gottes bitte ich euch: Stoppt dieses Massaker! Gott ist ausschließlich ein Gott des Friedens, er ist nicht ein Gott des Krieges, und wer Gewalt unterstützt, entweiht seinen Namen.“ Auch diese Worte wurden anschließend durch den Vatikan auf Twitter verbreitet.
In dieser Haltung wird das vom Erzbischof von Neapel, Mimmo Battaglia, verfasste Gebet verständlich, das Franziskus bei der Generalaudienz am 16. März betete:

„Herr Jesus, geboren unter den Bomben von Kiew, erbarme dich unser!
Herr Jesus, der in den Armen seiner Mutter in einem Bunker in Charkiw starb, erbarme dich unser!
Herr Jesus, der mit 20 Jahren an die Front geschickt wurde, erbarme dich unser!
Herr Jesus, der du immer noch bewaffnete Hände im Schatten deines Kreuzes siehst, erbarme dich unser!“

Aus dem neuen Rundbrief von pax christi in der Diözese Würzburg